Die Hawkins Skala von 51 bis 100: Trauer und Angst

Level 75 – Trauer, Scheitern, Kummer, Selbstmitleid

Dies ist die Stufe der Traurigkeit und der seelischen Schmerzen, die aus Erfahrungen von Verlust, Zurückweisung und Scheitern resultieren.

Wenn wir von einer geliebten Person zurückgewiesen werden, ein geliebtes Wesen verlieren oder unsere Träume platzen sehen, wird uns unmissverständlich vor Augen geführt, dass wir keine kleinen Götter sind und nicht über alles die Kontrolle haben.

Im positiven Fall lehrt uns die Trauer dann neue Demut und lässt uns bewusst werden, was uns wirklich wichtig ist. Die Durchquerung des „Tal der Tränen“ hilft uns dabei, anschließend achtsamer, wertschätzender und dankbarer für die guten Dinge des Lebens zu sein.

Wird die Trauer jedoch abgewehrt und verdrängt, hängt man auf Level 75 fest, was sich in Depressionen, Kraftlosigkeit, Selbstmitleid, Minderwertigkeitsgefühlen und Hass auf sich selbst und andere niederschlagen kann. Typisch ist hierbei die Überzeugung, dass das was verloren wurde unmöglich ersetzt werden kann.

Wer sich chronisch auf Stufe 75 befindet, ist voller Bedauern, spielt in Gedanken ständig vergangene Dramen durch, fühlt sich als Opfer der Umstände, hegt Vorwürfe gegen andere und sich selbst und suhlt sich in Selbstmitleid. Die Folge ist nicht selten die Flucht in Drogen und Alkohol.

Was sie stattdessen brauchen ist Aufmerksamkeit, Liebe, Ermutigung und die Bereitschaft, sich ihrer Trauer und ihren Ängsten zu stellen, den Blick wieder nach vorne zu richten und erneut die Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Um dies zu erreichen, kann eine Psychotherapie von großem Nutzen sein.

Aus dem Feld der Psychointegrationsmethoden können hierbei besonders das „Integra Protokoll“ und die Polaritäten-Integrations-Techniken wie „Ende der Worte“ Wunder bewirken, da sie das Gute im Schlechten zum Vorschein bringen und auch andere Perspektiven berücksichtigen als die des Opfers.

 

Level 100 – Ängste, Sorgen und Befürchtungen

Dies ist der Bereich der Angst vor Gefahren. Angst ist dabei ein wichtiger Helfer für das Treffen von Entscheidungen und die treibende Kraft hinter der emsigen Aktivität der Menschheit. Schließlich sind es die Angst vor Armut, vor Zurückweisung, vor dem Alleinsein, vor sozialer Ausgrenzung, vor dem Alter und vor Leiden, die den Großteil der Menschen zu ihren Handlungen motivieren.

Da uns Angst vor Gefahren warnt, ist sie äußerst wertvoll, solange diese Gefahren auch tatsächlich existieren. Unter diesen Umständen drängt uns die Angst zu Handlungen, die unserer Absicherung dienen. Hat sie ihre Aufgabe erfüllt, verschwindet die Angst anschließend wieder, bis eine erneute Gefahrensituation auftaucht.

Ist eine Angst jedoch nur eingebildet oder weist sie uns auf eine Gefahr hin, vor der wir uns nicht schützen können, dann fühlen wir uns ihr hilflos ausgeliefert und laufen Gefahr, auf der Stufe der Angst und Sorge stecken zu bleiben. Die Angst vergiftet dann unser Leben und bremst unsere Persönlichkeitsentwicklung, weil wir unter ihrem Einfluss neue und ungewöhnliche Erfahrungen, Informationen und Menschen vermeiden, die unsere Entwicklung anregen würden.

Da Angst schwach, nervös, angespannt, skeptisch oder gar paranoid macht, suchen viele Betroffene die Flucht in Alkohol und Drogen.

Wer Angst hat, fühlt sich nicht frei sondern unter Druck. Dies spiegelt sich auf Stufe 100 auch in dem ständigen Gefühl, das Leben bewältigen zu müssen. „Ich sollte…, ich muss…“ ist hier die Devise, was nicht gerade viel Raum für Gefühle wie Lust, Leichtigkeit und Freude lässt.

Wessen Leben von Angst regiert wird, fürchtet außerdem direkte Auseinandersetzungen und muss eigene Wünsche und Vorstellungen notgedrungen über indirekte Aggression und manipulatives Verhalten ausdrücken. Hierzu gehört es z.B. andere zu verleumden, intrigieren, hinten herum schlecht über andere reden, lügen, betrügen, Sarkasmus und Zynismus etc.

Da es einiges an Energie kostet, die eigenen Ängste zu überwinden, benötigen die Ängstlichen Hilfestellungen, um zur Ebene der Mut zu gelangen. Aus diesem Grund suchen sie nicht selten nach starken Anführern, die ihre Ängste augenscheinlich überwunden haben.

Menschen, die sich auf dieser Stufe befinden, benötigen Ermutigung und Beistand dabei, sich ihren Ängsten zu stellen. Sie profitieren von spirituellen Praktiken und tun gut daran, Haltungen wie Akzeptanz, Zuversicht und Loslassen zu erlernen. Abgesehen davon sollten sie ihre unterbewusste Wut aufspüren und ausdrücken lernen.

Aus dem Feld der Psychointegrationsmethoden sind auch hier (wie oben bei der Trauer) alle jene besonders interessant, die das, was gefürchtet wird, aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.

Alles in allem haben Menschen im Bereich von Level 75 bis 100 die Grundeinstellung: „ich bin nicht ok, du bist ok“.

 

Quelle: David Hawkins: “Truth vs. Falsehood”